3 Fragen an Roman Dumitrescu

KI-Kompetenz im Job: Datenwissen allein reicht nicht!

Portrait Roman Dumitrescu
© Fraunhofer IEM / David Gense
Roman Dumitrescu ist Direktor am Fraunhofer IEM und Experte für das Thema Produktentstehung. An der Universität Paderborn betreut er Technikstudierende unterschiedlichster Disziplinen.

Roman Dumitrescu ist Direktor am Fraunhofer IEM und Experte für das Thema Produktentstehung. An der Universität Paderborn betreut er Technikstudierende unterschiedlichster Disziplinen – die Fach- und Führungskräfte der Zukunft. Künstliche Intelligenz ist für ihn dabei eine Schlüsseltechnologie, um die Industrie nicht nur effizienter, sondern auch nachhaltiger zu machen. Seinen Studierenden rät Dumitrescu, sich für eine erfolgreiche Karriere breiter aufzustellen. Und auch nach dem Studium sieht er in puncto Datenkompetenz oft Nachholbedarf.

Welche Kernkompetenzen sollten Ingenieure und Informatikerinnen heute vorweisen, um erfolgreiche Produkte und Serviceangebote zu entwickeln?

Eine Kombination aus fundiertem technischem Wissen mit einem Verständnis über das Gesamtsystem. Für die ganzheitliche Entwicklung von Produkten und Serviceangeboten benötigt die Industrie weiterhin ausgezeichnete Fachkompetenzen – in fast allen Bereichen. Neu ist, dass alle an der Entwicklung von technischen Systemen beteiligte Personen eine viel ausgeprägtere Datenkompetenz benötigen. Das Erfassen, Auswerten und Nutzen von Daten über den gesamten Produktlebenszyklus ist absoluter Schlüsselfaktor. Vor allem KI-Lösungen werden künftig vermehrt Arbeiten wie Wettbewerbsanalysen oder Bauteil-Konstruktionen unterstützen oder gänzlich übernehmen. Unternehmen steigern so ihre Wettbewerbsfähigkeit. Einige Ingenieurskompetenzen werden dadurch teilweise automatisiert. Das entlastet die Entwicklungsabteilungen.

Neben dem professionellen Umgang mit Daten sollten angehende Ingenieur:innen aber vor allem eines im Blick behalten: Systemdenken und das damit verbundene interdisziplinäre Arbeiten. Damit aus innovativen Technologien konkrete Produkte entstehen, ist eine fachübergreifende Zusammenarbeit, etwa in Richtung Produktentwicklung, Vertrieb und Kundenservice unerlässlich. Systemisches Denken ist außerdem wertvoll, um die großen Transformationsprozesse unserer Zeit zu meistern. Drängendstes Beispiel ist der Klimawandel. Ingenieur:innen sollten nicht nur in der Lage sein, immer effizientere Systeme zu entwickeln. Die Nachhaltigkeit eines Systems wird im Wesentlichen im Engineering entschieden.

Nach dem Studium bietet sich für viele Absolvent:innen die Promotion an – zum Beispiel am Fraunhofer IEM? Warum ist dieser Karriereweg so spannend?

Weil unsere Doktorand:innen von Beginn an anhand konkreter Probleme und Herausforderungen der Industrie forschen. Oft verbinden sie ihr Promotionsthema mit unterschiedlichen Forschungs- oder Industrieprojekten und bringen dort konkrete Anwendungsfälle bis zur Umsetzung. Was ist besser, als für einen Global Player zu arbeiten? Gleich für mehrere tätig zu sein! So erlangen sie nicht nur vielfältiges Wissen und Kompetenzen mit direktem Nutzen für die Wirtschaft, sie knüpfen auch ein wertvolles Netzwerk. Mit einer Promotion am Fraunhofer IEM stehen viele Karrierewege in den Bereichen Entwicklung und Management offen.

Und nicht nur das: Regelmäßig fragen wir unsere Wissenschaftler:innen, was sie am Fraunhofer IEM schätzen. An prominenter Stelle werden Faktoren wie unser dynamisches, kollegiales, hierarchiearmes Arbeitsklima und die großen Gestaltungsmöglichkeiten genannt. Und trotz oft zeitintensiver und herausfordernder Aufgaben legen wir Wert auf eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.

Unternehmen suchen händeringend Fachkräfte. Was empfehlen Sie?

Wer Fachkräfte sucht, sucht Know-how. In Zeiten des angespannten Arbeitsmarktes sollten Unternehmen dafür umso mehr auf Kooperationen setzen: Damit meine ich Vernetzung und Austausch in Innovationsclustern wie it’s OWL. Und natürlich auch die gezielte Zusammenarbeit mit Universitäten und Forschungseinrichtungen. Viele unserer Absolvent:innen entscheiden sich nach der Promotion für eine Karriere bei einem Unternehmen, mit dem sie in ihrer Zeit am Fraunhofer IEM bereits zusammengearbeitet haben. Genau das ist unser Auftrag: Exzellente Fachkräfte für die Industrie auszubilden.

Ein ebenso wichtiger Baustein ist die Weiterbildung der eigenen Belegschaft. Wer seinen Mitarbeiter:innen Zugang zu neuem Wissen ermöglicht und ihnen die Chance gibt, ihre Profile weiterzuentwickeln, profitiert in zweifacher Hinsicht: Sie bauen wertvolles Wissen für das eigene Unternehmen auf und sind attraktive Arbeitgeber. Dieses Feedback bekommen wir von Teilnehmer:innen in den Schulungen unserer eigenen Fraunhofer IEM Academy häufig. Ob es um Innovationsmanagement geht, um Systems Thinking oder Industrial Data Analytics - ein Blick auf unser Angebot lohnt sich.