Warum sollten sich Unternehmen gerade heute mit Automatisierungslösungen beschäftigen?
Christian Henke: Natürlich zeigen die weltweite Pandemie oder aktuelle Handelskrisen die offenen Flanken vieler Branchen. Wir stellen uns derzeit mit vielen Unternehmen die Frage, wie wir mit Automatisierungstechnik Herausforderungen wie die Sicherstellung von Lieferketten und Optimierung von Produktionsressourcen und Arbeitskräftemangel begegnen können. Dabei werden unsere Lösungen auch für neue Branchen wie die Lebensmitteltechnik interessant.
Ansgar Trächtler: Eine weitere Herausforderung langfristiger Natur ist das Thema Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz: Unternehmen müssen in Zukunft zuverlässig nachweisen können, welchen CO2-Fußabdruck nicht nur ihre Produkte, sondern ihre gesamte Wertschöpfung verursachen. Für Unternehmensstrategien bedeutet dies, die Themen Unternehmertum und Gemeinwohlorientierung noch stärker zu vereinen. Unternehmenslenker:innen müssen sich der globalen und langfristigen Auswirkungen des eigenen Wirtschaftens bewusst werden.
Automatisierungstechnologien liefern auch Lösungen für die Herausforderung Nachhaltigkeit. Gibt es hier konkrete Projekte?
Christian Henke: Im Projekt DENERGETIC entwickeln wir ein intelligentes Energiemanagement-System mit der Leitfrage: Wie kann man innerhalb einer ganzen Siedlung der Energieverbrauch bestmöglich ressourceneffizient managen? Wichtig ist dabei ein ganzheitlicher Ansatz. Von der Stromproduktion, über den Lieferanten bis hin zu den Privathaushalten muss das System Energie als Ganzes gedacht werden.
Ansgar Trächtler: Grundsätzlich diskutieren wir viel mit Unternehmen, wie sie den Aspekt Nachhaltigkeit in ihre Wertschöpfung integrieren können. Beispielfrage: Wie können Sie ihre Produkte, Materialien und Produktionsprozesse so konzipieren, dass Reparatur und Austausch einzelner Teile wieder möglich ist? Großes Interesse haben wir etwa am Konzept des Digitalen Grünen Zwilling: Zusammen mit HELLA wollen wir erforschen, wie man Energiebedarfe während der Produktentstehungsphase und über den gesamten Produktlebenszyklus abbilden kann.
Ein Blick über den Tellerrand: Gibt es neue Anwendungsfelder für den Forschungsbereich Scientific Automation?
Christian Henke: Die Mensch-Maschine-Interaktion ist beispielsweise ein Feld mit zahlreichen neuen Anwendungsfeldern – etwa im Bereich Assistenz und Service oder auch für Pflege und Privatanwendungen. Unsere Robotiklösungen sollten flexible und resiliente Produktionssysteme ermöglichen. Auch die Themen Robotik am Bau und Robotik in Kombination mit fahrerlosen Transportsystemen sind extrem spannende Forschungsfelder. Es gibt also viel zu tun!