3 Fragen an Christian Kürpick, Projektleiter im Innovationsprojekt IMAGINE
Seit etwas mehr als einem Jahr läuft das it's OWL Forschungsprojekt IMAGINE. Ziel des Projektes ist es, ein Instrumentarium zur Gestaltung einer KI-gestützten Intralogistik für produzierende Unternehmen zu entwickeln. Das Instrumentarium umfasst dabei einen Methoden- und Werkzeugkoffer sowie diverse weitere Unterstützungshilfen zur effizienten Einführung von Künstlicher Intelligenz in der Intralogistik. Dafür hat das Projektteam im ersten Schritt die individuellen Potentiale der Industriepartner identifiziert. Anschließend werden die Pilotanwendungen implementiert, um praxisnah die Nutzenpotentiale der KI in der Intralogistik zu zeigen. Neben dem IOSB-INA sind auch die Industriepartner Miele, Wilo SE und die GEA Group AG mit an Bord.
Wir haben mit dem Projektleiter Christian Kürpick vom Fraunhofer IEM über den Fortschritt im Projekt, erste Ergebnisse und Herausforderungen bei der Umsetzung gesprochen.
Christian, das Projekt läuft jetzt seit Juni 2020 und ihr habt bereits den zweiten Meilenstein erfolgreich erreicht. Kannst Du uns erzählen, wie das Projektteam bis jetzt im Projekt vorgegangen ist und wo ihr aktuell steht?
CK: Gemeinsam mit unseren Industriepartnern haben wir im ersten Projektjahr die Potentiale der Künstlichen Intelligenz in der Intralogistik herausgearbeitet. Es hat sich schnell gezeigt, dass die Potentiale vielschichtig sind und an unterschiedlichen Stellen in der Intralogistik verortet werden können. Eine Übersicht über alle KI-Potentiale hat uns sehr dabei geholfen, mit jedem Industriepartner ein unternehmensindividuelles Zielbild für die Nutzung der Künstlichen Intelligenz in der Intralogistik zu entwickeln. Diese Zielbilder samt weiterer methodischer Hilfsmittel haben wir dann im zweiten Meilenstein in der vergangenen Woche präsentieren können – mit Erfolg. Einziger Wermutstropfen beim Meilenstein war hingegen, dass wir uns bedingt durch die Pandemie abermals nur digital treffen konnten.
Die Industriepartner haben alle unterschiedliche Anwendungsfälle und es bedarf einer individuellen Implementierung der Pilotanwendungen. Wie bekommt man das unter einen Hut und was für konkrete Ergebnisse gibt es bei den einzelnen Industriepartnern schon? Wie wurden damit einhergehende Hürden gemeistert?
CK: Für das Gesamtergebnis im Projekt sind die drei unterschiedlichen Anwendungsfälle extrem wertvoll. Über die drei Pilotanwendungen sammeln wir forschungsseitig Erkenntnisse, mit denen wir wiederum das Instrumentarium füttern können. Dazu wollen wir in den nächsten Monaten bereits ein validiertes Proof-of-Concept für die drei KI-Anwendungen entwickeln. Allerdings bedürfen die drei unterschiedlichen Anwendungsfälle auch organisatorisches Geschick. Gemeinsam mit unseren KI-Experten aus dem Forschungsteam und unseren Industriepartnern haben wir deshalb gemischte Umsetzungsteams gebildet, die in monatlichen Sprints die Implementierung der Pilotanwendungen gezielt voranbringen. Neben der effizienten Projektabwicklung stellt dieses Vorgehen auch den beidseitigen Transfer von Wissen und Fähigkeiten zwischen Forschungsteam und Industrieunternehmen sicher.
Das Projekt soll bis Mitte 2023 laufen. Was steht noch an und wo wollt ihr am Ende sein?
CK: In den verbleibenden zwei Jahren Projektlaufzeit steht zunächst die Implementierung der Pilotanwendungen im Vordergrund. Beispielhafte Pilotanwendungen sind die datenbasierte Vorhersage der Ersatzteilbedarfe oder die optimierte Einlagerung von Waren im Lager, um Wegstrecken in der Logistik zu reduzieren. Diese Pilotanwendungen sind essentiell, um praxisnahe Ergebnisse aus der Industrie in das zu entwickelnde Instrumentarium zurückspielen zu können. Kernbestandteil des Instrumentariums wird dabei eine KI-Bibliothek sein, die einzelne Programmbausteine für spezielle Anwendungsfälle in der Intralogistik bereitstellt. Darüber hinaus wird zum Projektende die Sensibilisierung und Befähigung der Anwender eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Denn auch bei der Einführung von Künstlicher Intelligenz in der Intralogistik sprechen wir von einem Transformationsprozess, der ohne das gezielte Mitwirken der Mitarbeiter im Unternehmen nicht gelingen kann. Erst wenn wir die Transformation erfolgreich angestoßen haben, ist das Projektziel im Sommer 2023 erreicht.
Christian, vielen Dank für die spannenden Einblicke.