Prieß, Horstmann & Co. verbessern mit Systems Engineering ihren Angebotsprozess

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Der deutsche Maschinenbau steht für maßgeschneiderte Lösungen und hohe Fertigungstiefe. Doch die Angebotsphase gestaltet sich aufgrund der vielfältigen Kundenanforderungen und möglichen Lösungen besonders anspruchsvoll. Um diese Herausforderungen zu meistern, hat die Prieß, Horstmann & Co. Maschinenbau GmbH & Co. KG gemeinsam mit dem Fraunhofer IEM Methoden des Systems Engineering (SE) eingesetzt und einen modellbasierten Konfigurator zur Optimierung des Angebotsprozesses entwickelt.

© Fraunhofer IEM
Arbeit am modellbasierten Konfigurator für den Anforderungsprozess: Das Projektteam mit Daria Wilke, Ulf Könemann (beide Fraunhofer IEM), Heiko Hagemeyer und Christoph Kuhlmann (beide Prieß, Horstmann & Co.).

"Das modellbasierte Arbeiten hat das Potenzial, ein Game Changer für unseren Angebotsprozess zu werden. Natürlich ist es immer eine Herausforderung, neue Prozesse und Arbeitsweisen im Team zu etablieren. Doch durch das Projekt mit dem Fraunhofer IEM konnten wir einen beispielhaften Software-Konfigurator erstellen, der die Kolleginnen und Kollegen überzeugt,“ sagt Christoph Kuhlmann, Vertriebs- und Projektingenieur bei Prieß, Horstmann & Co.

Prieß, Horstmann & Co. stellt Sondermaschinen für die Möbelfertigung her, von Einzelmaschinen bis hin zu komplexen Produktionslinien. Die Maschinen sind individuell auf die Kundenbedarfe abgestimmt, und die Auftragsdurchlaufzeit beträgt meist zwei Jahre. Eine zentrale Herausforderung dabei ist die interne und externe Abstimmung sowie die Verfügbarkeit und Dokumentation aller notwendigen Informationen für die Fachbereiche.

Knackpunkt: Kommunikation und Wissensmanagement

Das Unternehmen hatte insbesondere Schwierigkeiten, die notwendigen Informationen für alle Fachbereiche bereitzustellen. Fragen wie "Was hat der technische Vertrieb konkret mit dem Kunden vereinbart?" und "Welche Änderungen nimmt der Kunde vor Projektbeginn vor?" blieben oft unzureichend dokumentiert. Häufig wurden detaillierte Kundenvereinbarungen nicht ausreichend oder nicht nachhaltig festgehalten. Darüber hinaus sind teilweise nicht alle Kundenanforderungen systematisch erfasst worden. Zudem fehlte eine effektive Wissensbasis aus abgeschlossenen Projekten, um wiederkehrende Fehler zu vermeiden.

"Viele Unternehmen des Maschinenbaus tun sich mit dem Angebotsprozess schwer. Wir sind überzeugt, dass Systems Engineering hier passende Lösungen bietet, weil es eine strukturierte und transparente Herangehensweise ermöglicht. Es verbessert die Kommunikation, reduziert Fehler und erhöht die Effizienz, was letztlich zu besseren Ergebnissen führt," betont Daria Wilke, Systems-Engineering-Expertin am Fraunhofer IEM.

Modellbasierter Konfigurator für den Angebotsprozess

Im Rahmen eines Transferprojektes des Mittelstand Digital Zentrums Ruhr-OWL entwickelte Prieß, Horstmann & Co. einen modellbasierten Konfigurator zur Optimierung des Angebotsprozesses. Nach einer Einführung ins modellbasierte Engineering analysierten die Projektpartner die Angebotsphase des Unternehmens und identifizierten Potenziale für den Einsatz von SE und MBSE (Model-Based Systems Engineering). Mit der Modellierungssprache CONSENS und dem MBSE-Tool iQUAVIS wurde die Angebotsphase modellbasiert aufbereitet und an einem Beispielprojekt erprobt.

Systems Engineering im Angebotsprozess

Systems Engineering (SE) ist ein disziplinübergreifender Entwicklungsansatz, der besonders für den Angebotsprozess von Unternehmen zahlreiche Vorteile bietet.

  1. Modellbasierte Produktinnovationen: SE fördert die Innovation im Sondermaschinenbau, einer Branche mit wachsender Systemkomplexität.
  2. Unternehmensübergreifende Zusammenarbeit: SE ermöglicht eine enge Kommunikation und Kooperation mit dem Kunden von der frühen Entwicklungsphase bis zum Ende des Produktlebenszyklus.
  3. Transparente Anforderungsdokumentation: Anforderungen werden systematisch erfasst, dokumentiert und verwaltet, um ein umfassendes und kundenorientiertes Angebot zu erstellen.
  4. Abteilungsübergreifendes Projektmanagement: SE fördert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und transparente Projektplanung.
  5. Fachdisziplinübergreifende Produktgestaltung: Durch die Integration von Wissen aus verschiedenen Disziplinen unterstützt SE den technischen Vertrieb bei der Entwicklung innovativer Lösungen.
  6. Frühzeitige Analyse: Durch die Erstellung eines Systemmodells bereits in der Angebotsphase können Kosten und Zeit gespart sowie Risiken minimiert werden.