Frauen in der Forschung: „Habt Vertrauen in euch selbst!“
Zum Weltfrauentag am 8. März wird uns wiederholt bewusst: Beim Thema Gleichstellung in der Arbeitswelt ist der Anteil der Frauen gerade in technischen Berufen immer noch erschreckend gering. Anlass genug, um vier unserer Wissenschaftlerinnen zu Wort kommen zu lassen: Wie rocken sie ihren Job am Fraunhofer IEM? Was motiviert sie, in der Forschung zu arbeiten? Und welche Tipps haben sie parat?
Carolin Grewe: „Frauen haben im Maschinenbau nichts verloren? Von wegen!“
Carolin Grewe schreibt derzeit an ihrer Bachelorarbeit im Fach Maschinenbau. Parallel unterstützt sie unser Systems-Engineering-Team als studentische Hilfskraft, zum Beispiel im Februar beim Workshop der Gesellschaft für Systems Engineering GfSE.
1. Was hat dich motiviert deinen Weg zu gehen?
Zuallererst mein Interesse am technischen Zusammenhängen und Fragestellungen. Und in schwierigen Zeiten kann ich Selbstzweifel und Kritik gut in positive Energie umwandeln und daraus Ansporn und Ehrgeiz entwickeln.
2. Hast du das Gefühl, dass du als Frau besondere Herausforderungen meistern musst?
Ich glaube, dass ich mich als Frau tendenziell häufiger rechtfertigen muss. Sätze wie: "Wow, du machst Maschinenbau und das als Frau. Das wäre ja nichts für mich.", sind zwar lieb gemeint, aber kommen falsch rüber.
Es wäre absolut legitim zu sagen: "das wäre nichts für mich" oder "ich könnte das nicht". Aber warum muss betont werden, dass es gerade für eine Frau etwas Besonderes sei?
Es ist auch eine Generationenfrage, wie man Frauen in technischen Berufen wahrnimmt. Ein Prof im dritten Semester hat tatsächlich gesagt: "Frauen haben für mich im Maschinenbau nichts verloren." Und mein Physiklehrer meinte, ich würde was Naturwissenschaftliches nicht schaffen. Aber meine Kommiliton:innen würden mich niemals aufgrund meines Geschlechtes in Frage stellen.
3. Welchen Tipp hast du an dein jüngeres Ich?
Mach das, was dich wirklich interessiert. Hab Vertrauen in dich selbst – und nehme Kritik als Ansporn, dem/r Kritiker:in das Gegenteil zu beweisen!
Samira Taaibi: „Lasst euch nicht zu sehr von Zweifeln und Ängsten beeinflussen und geht mutig eure Wege!“
Samira Taaibi ist studentische Hilfskraft in der Abteilung Sichere Services und Apps. Hier unterstützt sie Schulungen für Softwareentwickler:innen, die sichere Programmierpraktiken und Sicherheitsmechanismen in ihren Entwicklungsprozess integrieren wollen. Nach ihrem Master in Business Information Systems startet Samira ab April als Wissenschaftlerin am Fraunhofer IEM.
1. Was hat dich motiviert, deinen Weg zu gehen?
Was mich motiviert hat, meinen Weg zu gehen, war die Leidenschaft für das Lösen von Problemen und die Suche nach neuen Herausforderungen. Mein Weg in den Bereich IT-Sicherheit war nicht von Anfang an klar, sondern hat sich beinahe zufällig ergeben. Während meines Studiums hatte ich die Möglichkeit, an verschiedenen Projekten im Bereich der Informatik mitzuwirken. Das hat mein Interesse an der IT-Sicherheit geweckt – besonders die vielfältigen Möglichkeiten, die es in diesem Bereich gibt. Ich denke, dass es wichtig ist, offen zu sein für neue Chancen und Erfahrungen, um den eigenen Weg zu finden und sich weiterzuentwickeln.
2. Hast du das Gefühl, dass du als Frau besondere Herausforderungen meistern musst?
Als Frau in der IT-Branche kann es manchmal herausfordernd sein, sich durchzusetzen und ernst genommen zu werden. Es gibt noch immer Vorurteile und Stereotypen, die Frauen in diesem Bereich benachteiligen können. Es ist wichtig, sich davon nicht unterkriegen zu lassen und sich selbstbewusst und kompetent zu präsentieren.
Trotz der Herausforderungen gibt es meiner Meinung nach aber auch viele positive Aspekte. Insbesondere die wachsende Bewegung für Geschlechtergleichheit und Inklusion in dieser Branche, kann dazu beitragen, dass Barrieren abgebaut werden und eine gerechtere und integrativere Arbeitsumgebung für alle geschaffen wird. Hierbei ist es wichtig, dass sich Frauen gegenseitig unterstützen und inspirieren, indem sie Netzwerke aufbauen und Mentor:innen finden, die ihnen bei ihrer beruflichen Entwicklung helfen.
3. Welchen Tipp hast du an dein jüngeres Ich?
Was ich meinem jüngeren Ich rate? Sich nicht zu sehr von Zweifeln und Ängsten beeinflussen zu lassen und mutig eigene Wege zu gehen. Es ist wichtig, sich Ziele zu setzen und hart dafür zu arbeiten, auch wenn der Weg manchmal steinig erscheint. Und vor allem: sich nicht von Stereotypen und Vorurteilen abschrecken zu lassen, sondern stolz auf die eigenen Fähigkeiten zu sein.
Melina Panzner: „Was mich motiviert? Wenn meine Arbeit in der Industrie Nutzen schafft.“
Melina Panzner ist Data-Science-Expertin am Fraunhofer IEM. Sie arbeitet und forscht vor allem daran, wie Unternehmen Produkte datengetrieben erfolgreich weiterentwickeln – also unterschiedliche Daten des Produktes nutzen, um daraus neue Anforderungen für die Produktentwicklung abzuleiten. Außerdem finalisiert Melina gerade ihre Dissertation.
1. Was hat dich motiviert deinen Weg zu gehen?
Die Motivation für meinen Weg als Wissenschaftlerin am Fraunhofer IEM entstand durch meinen Wunsch, neues Wissen zu schaffen und längerfristig an einem super spannenden und relevanten Thema zu arbeiten. Besonders motivierend ist es dann, wenn meine Arbeitsergebnisse der Industrie zugänglich gemacht werden und ich positives Feedback erhalte, dass meine eigene Arbeit anderen Unternehmen nutzt. Außerdem war es immer mein Ziel, mich persönlich und fachlich so weiterzuentwickeln, dass ich immer genau das tun kann, was mir Spaß und mich zufrieden macht.
2. Hast du das Gefühl, dass du als Frau besondere Herausforderungen meistern musst?
Im meinem Forschungsumfeld eher nicht. Das sind dann eher persönliche Herausforderungen und Anforderungen, die sich durch die eigene Persönlichkeit und den Wunsch nach bestmöglicher Vereinbarkeit von Familie und Beruf ergeben, an denen ich selbst arbeiten muss. Aber durch mein Umfeld, sei es von Chef:innen, Kolleg:innen oder Projektpartner:innen habe ich immer bestmögliche Unterstützung bekommen und ein Zusammenarbeiten auf Augenhöhe erfahren.
3. Welchen Tipp hast du an dein jüngeres Ich?
Definitiv alles entspannter angehen und an vielen Stellen mehr auf die eigenen Fähigkeiten vertrauen und darauf, dass sich immer ein neuer Weg auftut.
Anja Schierbaum: „Karriere und Mutterschaft - eine Kombination, die es in sich an. Und die sich lohnt!"
Für Dr.-Ing. Anja Schierbaum stand Anfang 2023 der Karrieresprung zur Abteilungsleiterin für Systems Engineering am Fraunhofer IEM an. Ihr Steckenpferd: Ganzheitliche interdisziplinäre Entwicklungsmethoden, mit denen Unternehmen innovative Produkte und Systeme auf den Markt bringen können.
1. Was hat dich motiviert, deinen Weg zu gehen?
Motiviert hat mich schon immer der Wunsch, komplexe technische Systeme zu verstehen und noch besser zu machen. An meiner heutigen Position reizt mich die Möglichkeit und Verantwortung, Themen unseres Instituts aktiv zu gestalten.
2. Hast du das Gefühl, dass du als Frau besondere Herausforderungen meistern musst?
Als Mutter von zwei Kindern ist es nicht immer leicht, berufliche Ziele und die hohen Ansprüche, die man als Mutter an sich hat, zu vereinbaren. Neben praktischen Herausforderungen wie der Suche nach einem KiTa-Platz, stelle ich mir oft Fragen wie diese: Falle ich zurück in alte Rollenbilder? Ist das meine Meinung oder ist das die Meinung, die mir aufgezwungen wird? Gebe ich genug oder muss ich noch mehr geben? Natürlich gab es in den letzten Jahren viele männliche Kollegen oder Kolleginnen ohne Kinder, die mich in puncto Karriere überholt haben.
3. Welchen Tipp hast du an dein jüngeres Ich?
Es dauert ein wenig, seinen eigenen Weg zu finden. Vertrau auf deine Stärken und vergleich dich nicht zu sehr mit anderen.